Fachgesellschaften und ärztliche Berufsverbände distanzieren sich scharf von Positionspapier der KBV zur Pandemie-Eindämmung
Zahlreiche wissenschaftliche Fachgesellschaften und ärztliche Berufsverbände haben scharfe Kritik an einem Positionspapier der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) geübt und sich von der Stellungnahme deutlich distanziert. Die KBV und die Virologen Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit hatten sich mit der Veröffentlichung unter großem PR-Aufwand unmittelbar vor der Ministerpräsidentenkonferenz gegen den angestrebten befristeten Lockdown ausgesprochen und das Papier im Titel als „Gemeinsame Position von Wissenschaft und Ärzteschaft“ bezeichnet – eine falsche Zuschreibung, die gleichwohl von zahlreichen Medien, darunter der Tagesschau, ungeprüft übernommen wurde.
Der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin wiesen unverzüglich darauf hin, sie hätten dem Paper, obwohl sie als Unterzeichner genannt werden, niemals zugestimmt, man habe auch im Vorfeld keine Kenntnis davon gehabt. Im Gegenteil: Prof. Dr. med. Götz Geldner, Präsident des BDA, betonte, es gebe keine Alternative zu einer deutlichen Einschränkung der Kontakte: „Wir können der Lawine, die sich bald lösen könnte, als Gesellschaft und Gesundheitssystem nicht tatenlos zusehen.“ Die Stellungnahme der KBV sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend und trage nur zu weiterer unnötiger Verunsicherung bei.
Erst einen Tag zuvor hatten sich die großen deutschen Forschungsorganisationen einstimmig für sofortige und deutliche Kontaktbeschränkungen ausgesprochen, wir berichteten. Die Führung der Bundesärztekammer unterstützt ebenfalls den von Bund und Ländern beschlossenen Teil-Lockdown im November. In ihrem Statement wurde das Positionspapier der KBV nicht einmal erwähnt.
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